WANDERN / TREKKING / REISEN

Modellübersicht
Es gibt sie alle: vom Kinderrucksack übers Daypack, den Fahrradrucksack, das Tourenmodell, Spezielles für Marathonläufer, kofferähnliche Rucksäcke, einfache zum Trekken und High-Tech Teile für Expeditionen. Um sich eine Übersicht zu verschaffen, ist es hilfreich sie nach Grösse oder Einsatzbereich zu sortieren. Wobei die Zuordnung in der Praxis natürlich variabel bleibt, denn Fahrradrucksäcke können sich z.B. ebenso zum Skilanglauf eignen.

Trekkingrucksäcke
müssen sehr genau ausgewühlt werden. Grundlegend ist die richtige Rückenlänge und Passform des Tragsystems!
Da verhält es sich mit dem Rucksack nicht anders als mit Wanderstiefeln: sie müssen passen (siehe Rückenlänge). Nur dann hängt das Gewicht des Rucksacks nicht auf den Schultern, sondern wird auf die Hüfte gebracht.
Dank technisch aufwendigen Tragsystemen, lassen sich bis zu 20 kg transportieren.

Die Basis ist ein Gestell, dass sich im Rucksack befindet. Es ist in die Rückseite eingearbeitet. Üblicherweise werden Aluschienen oder Kunststoffplatten verwendet. Der Hüftgurt ist entweder angenäht, eingeschoben (relativ flexibel, gute Bewegungsfreiheit) oder sogar fest mit den Schienen verschraubt. Je torsionssteifer (Torsion = Verdrehung, Verwindung) er in sich selbst ist, desto mehr Gewicht kann mit dem Rucksack getragen werden, ohne dass der Packsack nach unten verrutscht. Erreicht wird die Torsionsfestigkeit des Gurtes z.B. durch eingearbeitete Kunststoffplatten.

Bezüglich der Rückenlänge werden Rucksäcke entweder in verschiedenen Längen oder mit verstellbarem Tragesystem angeboten; gängig ist das Anpassen durch Verstellen (in der Höhe) der Schultergurte.
S-förmig geschnittene Gurte sind inzwischen Standard. Sie umschliessen das Schultergelenk sehr gut, liegen glatt und sauber auf.

Kofferrucksäcke
verwandeln sich zunehmend in Rucksackkoffer! Eigneten sich früher die Tragesysteme in der Regel wirklich nur für den Gepäcktransport zwischen den Verkehrsmitteln, lassen sich heute mit etlichen Modellen Trekkingtouren bestreiten; aus einfachen Schultergurten sind zunehmend vollwertige Tragsysteme geworden.
Firmen wie Lowe Alpine und Salewa führen schon lange trekkingtaugliche Modelle und manch Reisender hat den Vorteil für sich auch früh erkannt. Doch die Masse macht's. Und so entwickelt sich erst jetzt, weil sehr viele unabhängiger sein und reisen möchten, der breite Markt.
Der Vorteil am Koffer(-rucksack) ist die Übersichtlichkeit: der Deckel (die Front) lässt sich vollständig aufklappen und die Reisegarderobe verschwindet nicht einfach im schwarzen Loch. Und da es deutlich bequemer ist, Gepäck auf dem Rücken statt in einer Hand treppauf-treppab zu schleppen, sind Kofferrucksäcke eine gelungene Erfindung. Für den Transport im Gepäcknetz wird das Tragsystem vollständig verpackt, so nehmen Schnallen, Griffe und Gurte keinen Schaden.

Tourenrucksäcke
im Bereich zwischen 40 und 50 Litern nehmen verstärkt Raum ein. Denn zum einen wird die Ausrüstung kontinuierlich kompakter, zum anderen verändert sich das Reiseverhalten. Kurztouren gehören vermehrt zum Wochenendprogramm, auf denen neben Schlafsack, Zelt und Kocher kaum Gepäck benötigt wird und ein Rucksack mit kleinem Volumen genügt.
Wo Tourenrucksäcke früher einfach grosse Tagesrucksäcke waren, haben sie heute eher die Qualität kleiner Trekkingrucksäcke. Allerdings wird hier aufgrund der Gesamtgrösse das Gewicht nicht per Gurt auf die Hüfte übertragen, sondern lastet in erster Linie auf den Schultern, was bei diesem Packvolumen und Gewicht in Ordnung ist.
Der Gesamtschnitt ist schlank gehalten, um die Arm- und Bewegungsfreiheit nicht zu beschränken, denn Skilanglauf, Klettern, etc. sind sehr bewegungsintensiv und hier liegt der ursprüngliche Einsatzbereich für Tourenrucksäcke. Pickelschlaufe, Seilfach etc. weisen noch darauf hin. Auch wenn Schlaufen und Schnüre für einen Zweck bestimmt sind, sind sie doch vielseitig verwendbar und der Wanderer befestigt daran statt des Pickels eben seine Isomatte oder Wanderstöcke.

Daypacks
haben durchschnittlich einen 15 bis 25 Liter grossen Packsack. Früher waren es schlichte, überschaubare Rucksäcke für Vesper und Regenjacke auf der Tagestour, heute befördern sie auch die Dinge des Alltags. Gepolsterte Schultergurte sind Usus und ein gepolsterter Rücken von deutlichem Vorteil, denn harte Gegenstände bohren sonst unangenehm im Rücken. Für gewöhnlich wird unterm Rucksack geschwitzt, weil direkter Kontakt zum Rücken besteht und sich die Wärme staut.

Fahrradrucksäcke
sind oft schon etwas spezieller geschnitten: schlank und konturiert, damit sie sauber am Rücken liegen. Gut 20 Liter Volumen sind auch hier der Durchschnitt. Als Velorucksack kennzeichnen sie sich durch spezielle Details wie Reflektoren, Regenschutz, Befestigungsmöglichkeiten für Helm und Trinkflasche etc. Ein Bauchgurt ist obligatorisch, damit der Rucksack beim Fahren nicht auf dem Rücken schlingert.

Kinderrucksäcke
sind eigentlich wie die Daypacks Erwachsener, aber eben kleiner - und bunter. Früher klaffte eine Lücke. Pfadfinder im Teenie-Alter fanden für ihre umfangreiche, recht schwere Ausrüstung oft keinen ausreichend stabilen Rucksack mit passendem Tragsystem und mussten sich mit unbequemen Notlösungen zufriedengeben. Inzwischen sind auf diesem Sektor ein paar Modelle mit solidem Innengestell und einem Tragsystem in der richtigen Grösse entstanden.

Daypacks und Tourenrucksäcke haben aufgrund ihrer kurzen Rückenlängen keinen Hüftgurt, sondern einen Bauchriemen, der nicht gepolstert ist und den Rucksack am Rücken fixiert (kein seitliches Schlingern). Einen effektiven Hüftgurt, der das Gewicht auf die Hüften überträgt, haben Koffer- und grosse Trekkingrucksäcke mit entsprechender Rückenlänge.



Wasserdicht?
Damit Nylon- und Polyestergewebe Wasser abweisen, müssen sie beschichtet sein: meist 1-2 mal auf der Innenseite. Durch Be- und Entladen des Rucksacks wird jedoch selbst die beste Beschichtung im Laufe der Zeit mürbe. Nachimprägnieren hilft dann leider wenig. Kein Rucksack ist absolut wasserdicht!
Auch bei bester Beschichtung des Materials sind Nahtlöcher und Reissverschlüsse die Schwachstellen. Selbst mit Nylonband eingefasste Nähte lassen auf Dauer Wasser durch. Abhilfe schafft eine Regenhülle oder ein Poncho, der auch den Rucksack abdeckt.



Die Rückenlänge
Kein Rücken gleicht dem anderen. Jede Körperstatur ist anders ausgebildet und es lohnt sich daher, beladene Rucksäcke mit unterschiedlichen Tragsystemen zu testen, um das Richtige für sich zu ermitteln.
Den Rucksack ausschliesslich nach dem Volumen des Packsacks zu wählen ist falsch, die Grösse ist lediglich ein Richtmass. Sicher soll die benötigte Ausrüstung in den Sack, aber es wird nie einen 80 Liter Rucksack mit extrem kurzer Rückenlänge geben und auch keinen besonders kleinen für lange Rücken. Volumen und Rückenlänge stehen immer im gesunden Verhältnis.
Ziel sämtlicher Rucksackkonstruktionen ist, das Gewicht von den Schultern zu nehmen und es auf die Hüfte zu bringen. Das ist nur einwandfrei möglich, wenn das Tragsystem exakt auf die Rückenlänge (Abstand zwischen letztem Hals- und letztem Lendenwirbel) abgestimmt ist.



Den Rucksack anpassen
Um einen Rucksack richtig anzupassen, muss er beladen sein und alle Riemen des Tragsystems müssen gelockert werden. Bei nahezu realem Gewicht lässt sich leicht feststellen, ob das Tragsystem für den eigenen Rücken tatsächlich so genial ist wie vom Hersteller propagiert wird. Die Reihenfolge des Festziehens der Gurte ist wichtig! Stets unten mit dem Hüftgurt beginnen, erst dann Schultergurte und Lageverstellriemen festziehen. Schritt für Schritt.

-Den Rucksack schultern und den Hüftgurt stramm um den Hüftknochen schnüren. Dabei darf der Hüftgurt nicht auf dem Knochen stehen (in der Taille sitzen), aber auch nicht so tief sitzen, dass er am Becken herrunterrutscht. Etwa die Mitte des Hüftgurtes sollte mit dem Hüftknochen abschliessen.

-Jetzt die Schultergurte anziehen. Die Polster sollen sich sauber um die Schultern legen. Achtung: Nicht so stramm anziehen, dass der Hüftgurt entlastet wird und die gesamte Last auf den Schultern hängt!

-Die Lageverstellriemen (schmale Riemen über den Schultergurten) müssen im Bereich des Schlüsselbeins befestigt sein.
Durch leichtes Anziehen wird der Rucksack an den Rücken gelegt. Aufpassen, dass die Schultergurte weiterhin sauber aufliegen! Wenn die Lageverstellriemen jetzt einen Winkel zwischen 20° und 50° zur Horizontalen haben, stimmt die Rückenlänge.

Zum Belüften kann der Aufstellwinkel des Rucksackes durch Lösen der Lageverstellriemen wieder geändert werden. Um den Grossteil des Gewichtes auf die Hüfte zu bringen: Schultergurte wieder etwas lösen, die Lageverstellriemen leicht nachziehen.

Stabilisierungsgurte am Hüftgurt geben dem Packsack auf der Hüfte festen Halt.
Der Brustgurt zwischen den Schultergurten entlastet die Schultergelenke (beim Klettern, Ski laufen).


Wie packe ich meinen Rucksack richtig?
In groben Zügen:
  • Der Schwerpunkt sollte dicht am Körper, möglichst in Schulterhöhe liegen.
  • Der Schlafsack gehört normalerweise ins Bodenfach.
  • Küche, Essen und Bekleidung ins Hauptfach.
  • Zelt unters Deckelfach oder ins Hauptfach.
  • Kleinkram, Müsliriegel, Kamera sind im Deckelfach zu verstauen.
  • Zeltgestänge und Isomatte aussen. Letztere können senkrecht am Packsack mit umlaufenden Spannriemen befestigt werden.
Extra Packbeutel schaffen innen Ordnung, sollten aber nicht zu prall gefällt werden (besonders schlecht: hart komprimierte Schlafsäcke), dadurch entstehen zu viele tote Winkel.